Unsere Fahne

Zum Schweizerzug gerüstet, hält
der Kaiser Max vor seinem Zelt
Im grünen Hut und grünem Rock,
Als gält's nur einem Gemsenbock,
Und Schaar an Schaar gereihet steht,
Und manches Fähnlein munter weht..

Doch fehlet noch die schönste Zier,
Noch flattert nicht das Reichspanier,
Und längst zu Roß im dicht'sten Hauf
Herr Schenk von Limburg wartet drauf,
Nach Constans unverwandt er blickt:
Von dorten man das Kleinod schickt..

Der Kaiser merkt's und winkt heran
Den schmucken, jungen Reitersmann,
Der trägt an einem langen Speer
Des Markgraf Friedrich's Fahn' einher,
Erprobt in manchem Kampfe heiß,
Die Farben waren Schwarz und Weiß.

Zum Junker spricht der Kaiser drauf:
Beim Schenk von Limburg stell' dich auf,
Und bald empor die Fahnen wehn,
Bis daß man trägt aus Constanz' Thor
Sie Reichsfahn' mit dem Adler vor.
Hei! wie strich da der Junker aus,

Gleich Wettersturm und Windgebraus!
Und machte sich auf seinen Stand,
Die Fahne hoch in starker Hand,
Und hielt des Kaisers Wort in Acht,
Bis man des Reichs Panier gebracht.
Und wißt ihr, wer die Fahne trug?

's war ein Gesell, noch jung genug,
Ward drauf der Unterdrückten Hort,
Ein Mann der That, von freiem Wort,
Der Götz war's, später nur genannt
Der Ritter mit der Eisenhand. -
Das Reich zerfiel, sein Banner sank,

Dem Grab entstieg kein Teuerdank,
Doch höher stets in Ehr und Preis
Die Fahne wehte, schwarz und weiß, -
Gib, Herr, sie wehe immerfort
Für Recht, Gesetz und freies Wort!