Kinderlied.
Zum 6. Dezember (a. St.)

Weihnacht ist ein schönes Fest,
Schün für Hohe, schön für Niedre!
Keiner, den es traurig läßt,
Wie auch sonst die Welt ihn widre!
Doch beinah noch größern Spaß
Macht uns jetzt Sankt Nikolas -
Nikolaus, ja, der Biedre

Niklas ist ein braver Mann,
Herzensgut und mild von Sitten;
Niklas hst ein Renngespann
Und dahinter einen Schlitten.
Hoch im Norden steht sein Haus;
Reiche Gaben theilt er aus,
Wenn die Kinder hübsch ihn bitten.

Spielwerk hat er mancher Art,
Sterne, Bänder, goldne Krippchen!
Sreicht ihm freundlich drum den Bart,
Seid drum artig, liebe Bübchen!
Wer ihn recht zu hätscheln weiß,
Eia, kriegt den besten Preis -
Eins von seinen Zuckerpüppchen!

Eia, sind die doch wie Wachs -
Blond von Haaren, glat von Wanken!
In den Tiefen seines Sacks
Schmuzelnd hält er sie gefangen,
Putzt sie aus mit Zobelschnur,
Und in Juchten, denkt euch nur,
Läßt er ihre Füßchen prangen!

Mit der nächsten Schlittenbahn
kommt er angerutscht aus Norden;
Offen liegt vor ihm der Plan,
Denn der Pöl' ist matt geworden.
Der mit Säbel und mit Spieß
Mürrisch sonst zurück ihn wies,
Kniet jetzt auf der Weichsel Borden.

Und so ist er bald denn da,
Wie auch Elb' und Oder fluthe!
Kinderchen, seid artig ja,
Denn - auch strafen kann der Gute!
Ja, seid brav, sonst gibt er euch -
Eia, wer erschrickt denn gleich? -
Mein' ich doch ja nur: die Ruthe!

Wohl den Kindern weit und breit,
Die den Wackern liebend ehren!
Die zu dieser bösen Zeit
Ganz als Kinder ihm gehören!
Die als Onkel und Papa
Zu dir aufschaun, Nikola -
Ihnen wirst den Sack du leeren!

Drum gebückt euch und geschmiegt,
Recht mit kindlichem Gemüthe,
bis es rings nach Juchten riecht,
Wie im Mai nach Aephelblüthe!
Bis in ächten Zobelhaar
Ueberall und immerdar
Wir uns freuen seiner Güte!

Weihnacht ist ein schönes Fest,
Schün für Hohe, schön für Niedre!
Keiner, den es traurig läßt,
Wie auch sonst die Welt ihn widre!
Doch beinah noch größern Spaß
Macht uns jetzt Sankt Nikolas -
Nikolaus, ja, der Biedre

 


Wallenstein

Ei, wie man doch in unsern Tagen
Nachahmt den Wallenstein!
Der konnte, sagt man, nicht vertragen
Des Hahnes muthig Schrei'n!
Der Sterne grollend Strahlenwerfen
Kaltblütig mocht' er schau'n;
Allein - es kam wohl von den Nerven! -
Ein Krähen macht' ihm Grau'n!

Die Furcht des Hahnen, wie wir sehen,
Ward heuer allgemein:
Man bebt vor einem dreisten Krähen,
Ganz wie der Wallenstein!
Ich meine nicht den rothen Hahnen,
Auch den von Frankreich nicht -
Ich meine den nur, dessen Mahnen
Sagt, daß der Tag anbricht!

 


England an Deutschland

Meerüber ruft Britannia
Der Schwester Deutschland zu:
„Wach' auf, o Allemannia,
Brich deine Ketten du!
Bei'm Blut, das uns zu Brüdern macht,
Allemannen, auf erwacht!
Und dreimalig geleiligt sei
Unsrer Herzen heilig Band,
Wenn uns zujauchzt endlich frei
Euer Land - euer Land!

„Britannia durch die Meere
Schwingt der Freiheit Banner hoch:
Euer „breiter Stein der Ehre"
Ist ein Sklavenzwinger noch!
O Schmach! des alten Ruhms gedacht!
Allemannen, auf erwacht!
Und die jetzt euch fesselt: - bleich
Flüchten wird die Tyrannei,
Wenn sich aufrafft euer Reich
Groß und frei - groß und frei.

„Dem Mars habt ihr erfunden
Den Donnerkeil der Schlacht,
Doch die Kett' um eure Wunden
Hat kein Donner noch zerkracht!
Land des Gedankens! soll dein Herz
Reiben stets der Fessel Erz?
Nein, die Schlauhr, hell von Schall,
Die ihr sinnend euch gebaut,
Schlage der Unterdrücker Fall
Dreist und laut - dreist und laut!

„Der Presse Zaubersegen,
Auch ihn gab euer Land, -
Doch darf sie sich denn regen
Auf dem Grund, der sie erfand?
Wohlan denn, schmettern muß das Horn,
Fühlen muß das Roß den Sporn!
Ernst herab auf ihr Geschlecht
Sieht der Väter stolze Reih',
Ruft und winkt euch: In's Gefecht!
Werdet frei - werdet frei!


Feldmusik

Der frische Nord fegt über'n Rhein,
Die Flocken und die Schlossen treiben,
Vom Dache klirrt herab der Stein,
Und zitternd rühren sich die Scheiben.
Nun ist es Zeit, nun ans Klavier!
Vor dir am Flügel will ich knien -
Du aber sende lächelnd mir
All' deine mut'gen Melodien!

Laß brausen sie heran im Takt
Die Klänge all, von denen jeder
Den Arm mir wie ein Werber packt
Und auf den Hut mir steckt die Feder;
Ein Schwert mir in die Rechte preßt,
Ein blitzend Schwert, und lauten Schalles
In sein Gebraus mich jubeln läßt:
Deutschland und Freiheit über Alles!

Musik, Musik! o schmettre fort!
Frisch auf, Musik von deutschen Meistern!
Auch wer ins Feld zieht mit dem Wort,
Läßt sich von Tönen gern begeistern!
Drum immerzu! Noch ein Gedicht
Von deinem göttlichen Beethoven!
Laß ich auch Banner fliegen nicht,
Laß ich doch fliegen zorn'ge Strophen!

Das ist die rechte Feldmusik,
Geht ein Poet der Welt zu Leibe:
Am eignen Herd ein mutig Stück,
Gespielt von seinem lieben Weibe!
Füllt kühnes Klingen ihm das Haus,
Dann singt er doppelt freud'gen Schalles
In Wetter und in Sturm hinaus:
Deutschland und Freiheit über Alles!

 


Vom Harze.
Wahre Geschichte. 1843

O stille, graue Frühe!
Die Blätter flüstern sacht;
Der Hirsch hat seine Kühe
Zum Waldrand schon gebracht.
Zum Waldrand in die Saaten!
Da steht und stampft er schon!
Im Busch ruhn die Kossathen,
Der Vater und sein Sohn.

Der Alte wiegt in Händen
Den rost'gen Flintenlauf!
„Ein Hirsch von vierzehn Enden!
Kerl, Schwerenot, halt drauf!"
Der junge drückt - ein Knallen!
Das heiß' ich gute Birsch!
Sie sehn zur Erde fallen
Den vierzehnend'gen Hirsch!

Fortstieben rings die Kühe -
Der Alte ruft: „0 Glück!"
Stürzt vor und stemmt die Knie
Auf das erlegte Stück.
„Ei, Bursch, du zieltest wacker!
Sieh selber - grad' auf's Blatt!
Gott segn' es unserm Acker -
Der frißt sich nicht mehr satt!

Dem ist kein Korn mehr nütze,
Der biegt kein Hälmlein mehr,
Der - nun, was gaffst du, Fritze?
Rasch! gib die Stricke her!
So - Fuß an Fuß gebunden!
Fühl' doch, er wird schon kalt!" -
Da ritt mit Volk und Hunden
Der Förster aus dem Wald.

Hilf Gott, der kennt die Schliche!
Nun gilt's! Aufspringt das Paar,
Reißt aus und läßt im Stiche
Die Doppelläufe gar!
Der Förster bleibt nicht hinten,
Nachruft er: „Steh', Gezücht,
Was helfen mir die Flinten,
Hab' ich die Schützen nicht?"

Umsonst! - Da rasch zur Wange
Hebt er der Büchse Wucht!
Zielt - kalt und fest und lange!
Was - Menschen? - auf der Flucht?
Gleichviel! er drückt - ein Knallen!
Hallo, das heiß ich Glück!
Den Alten sieht er fallen -
Er traf ihn in's Genick!

In seiner eignen Gerste
Daliegt der knochige Mann;
Als ob das Herz ihm berste,
Aufstöhnt er dann und wann!
Sein Blut, dem Wamms entquollen,
Rinnt ab in Furch' und Spur;
Warm sickert's durch die Schollen -
Was denkt die Lerche nur?

Sie sitzt im stillen Neste -
Da schießt das Blut herein!
Aufschwirrt sie gleich zur Veste,
Blut an den Flügelein!
Sie läßt vor Gott es blitzen
Im ersten Sonnenblick,
Sprengt auf die Halmenspitzen
Es schmetternd dann zurück!

Das ist ein kräftiger Regen,
Das ist ein kostbar Sprüh'n!
Das ist ein Lerchensegen,
Der macht die Saaten grün!
Der tropft auch auf den Jungen,
Der hinras't übers Feld
Und heulend dann umschlungen
Den todten Vater hält!

Fort, Bursch! Was noch umklammern
Die starre Mannsgestalt!
Fort nun, und laß dein Jammern -
„Fühl' doch, er wird schon kalt!"
Zurück vom blauen Munde
Mit deinem rothen! - Sieh',
Ankeuchen schon die Hunde -
Herrgott, zum „Halali"!

Stracks ruhn auf Einem Karren
Der Hirsch und auch der Mann!
Zum Roth- und Schwarzwildscharren
Fortgeht es durch den Tann!
Fortgeht's in einer Hetze -
Der Förster pfeift und lacht!
Warum nicht? - Die Gesetze
Vollstreckt' er nur der Jagd!

Drum macht ihm keine Trauer
Des Jungen wild Geknirsch -
Vergessen wird der Bauer,
Gegessen wird der Hirsch!
Ihm selbst wird die Medaille -
Ja, so, das fehlte noch! -
Den Fritzen, die Kanaille,
Wirft man in's Hundeloch!

Da starrt er trüb durch's Gitter;
Ein Lei'rer steht am Thor,
Der singt zu seiner Zitter
Ein Lied den Leuten vor:
„Es lebe, was auf Erden
Stolzirt in grüner Tracht,
Die Wälder und die Felder,
Der Jäger und die Jagd!"

 


Eine Seele.

Flog zum Himmel eine junge Seele,
Leisen Fluges hob sie sich empor;
Fast ein Kind noch, rein und ohne Fehle,
Trat sie schüchtern durch das goldne Thor.

Und: „Sieh' da, das Kind des Patrioten!"
Irrt' ein Murmeln hier und dort im Nu.
Standen auf die besten deutschen Todten,
Schritten hastig auf die Todte zu.

Kam heran der edle starre Seume,
Mann der Freiheit und der Poesie;
Eilte Schiller durch die lichte Räume;
Hutten, Schubart - alle kamen sie!

San sie an mit unverstellter Klage;
Boten Gruß mihr, warm und fest und schlicht;
Blickten stumm und ängstlich eine Frage
In das schmerzlich lächelnde Gesicht.

Ach, sie senkt' es, sah zur Erde nieder;
Zitternd stand sie, zitternd und geknickt;
Heiße Thränen sprangen durch die Lider,
Die des Vaters Hand - nicht zugedrückt!

Sieh', da zuckt' es in der Faust dem Seume;
Schubart's dunkle, breite Stirne schwoll;
„Freiheit ist nur in dem Reich der Träume",
Sagte Schiller, bittern Zornes voll.

Aber Seume: „Mädchen, sei zufrieden!
Auch der Tod, du weißt es, kann befrei'n!
Laß sie Schlösser, laß sie Ketten schmieden -
Frei mit Freien wird dein Vater sein!

„Frei zu mit und diesen wird er treten,
Auch ein Todter für das Vaterland!
Auch ein Licht, zu dem in Sturmesnöthen
Deutsche Männer heben Herz und Hand!

„O, wie stolz dann wird der Müde rasten!
Freilich - dann erst! Bete, daß er stirbt!
Bete, Kind! Ich kenne die Dynasten,
Deren Willkür seine Kraft zermürbt!

„Ihn in's Enge, mich vordem in's Weite
Trien derselbe finstre Herrscherstamm;
Sagten dir nicht eher schon die Leute
Daß der Seume nach Neuschottland schwamm?

„Drum so fleh', daß bald mit grünen Spitzen
Grad der Lahn um einen Hügel kost!
Neben Hutten soll dein Vater sitzen -
Tochter Jordan's, bet und sei getrost!“


 

Der Baum auf Rivelin.
Nach Ebenezer Elliot, dem Korngesetzdichter.

Der Blitz, ein Araber, durchritt
Den Mond auf seiner Flucht,
Und über Rivelin zuckt' und stritt
Sternschein und Wolkenwucht.
Wild um sich mit des Aesten stieß
Die Eich' auf Rivelin's Wall;
O! wer, da solch ein Sturmwind blies,
Konnt' hören ihren Fall?
Doch nun, o sieh: der Himmel blaut,
Die zorn'gen Wellen ruhn,
Und auf den Felsen Moos und Kraut
Flüstern verächtlich nun:
Daß Rivelin's Berghaupt öd' und bloß
Daß sein Tyrann geschwächt!
Hab' Acht o Macht - denn Gott ist groß!
O. Schuld - Gott ist gerecht!
Und beug' dich, Stolz, der sicher wohnt
Im goldbeschlagnen Thurm:
Der Sturm, der deinen Heerd nur schont,
Ist nicht der Zukunft Sturm!
Die Sterne zittern blöd und bleich,
Sich schüttelnd steht die Saat,
Der Wurm verkriecht sich im Gesträuch,
Wenn Gott im Zorne naht.
Doch will der Upas fallen nicht,
Wenn ihn der Herr durchfährt,
Dann kommt ein Säuseln, das zerbricht,
Was nicht der Sturm versehrt!

 


Hohes Wasser.

Halloh, nun drücke sich, wer zagt!
Austritt der Rheinstrom mit Gebrause,
Schießt in die Gassen ungefragt,
Und macht sich breit vor jedem Hause!
Pocht an die Thüren, stürmt den Heerd -
Da hilft kein Dämmen und kein Stauen!
Er will dem Städtchen, das er nährt,
Auch einmal in die Stuben schauen.

Die braune Bergwand allerwärts
Schickt ihm ihr dunkelgelb Gerinnsel;
Komm, tritt ans Fenster, liebes Herz -
Sie, unser Haus auch ward zur Insel!
Doch gutes Muths! Ob hier und dort
Die Fluth auch auf die Treppen springe:
Zu hoch am Fels doch liegt der Ort,
Als daß es uns an's Leben ginge!

Sieh´an der Mauer dort das Merk:
Nicht, Lieb, du kannst den Strich gewahren?
Dort hemmte sein Zerstörungswerk
Der alte Rhein vor sechzig Jahren!
Da, wahrlich, übt´ er strengern Brauch,
Wie hoch der Schaum auch diesmal fliege!
Da riß er meine Mutter auch
Mit sich als Kind in ihrer Wiege.

Doch da sogar, sieh' nur den Strich,
Blieb unser Stand hier ungefährdet!
Drum auf, lieb Herz, und fasse dich,
Wie auch die Schneefluth sich gebärdet!
Drum gutes Muths! Gib mir die Hand!
Glaub mir, der Strom wird uns verschonen!
Gott schütze nur das Niederland,
Und die in seiner Fläche wohnen!

Du stimmst mir bei, du bist getrost!
Und doch - auf´s Neue siehst du trübe!
Nicht mehr die Fluth, die uns umtost -
Ich weiß, was sonst dich ängstigt, Liebe!
Dir ahnt, daß eine andre Fluth
Bald unsre Heerdstatt überschwemme -
Ich selber ja mit dreistem Muth
Oeffn´ ihr die Schleusen und die Dämme!

Das offne Wort, das kühn und frei
Aufriefe gern zu offnen Thaten;
Das ehrlich zürnt und ohne Scheu -
Das sticht sich durch mit keckem Spaten.
Das gibt Gewalt dem breiten Strahl,
Aus diesen liebgewordnen Räumen,
Aus diesem ganzen prächt´ gen Thal
Auf und von dannen uns zu schäumen!

Wohin? - noch weiß es Gott allein,
Doch bin ich freudig und ergeben!
Und du auch, Liebe, sollst es sein:
Auch solche Springfluth hört zum Leben!
Sie jagt es auf, sie frischt es an,
Sie hütet es vor dumpfen Stocken -
Drum ohne Bangen in den Kahn,
Und gib dem Sturme deine Locken!

So recht! - am Steuer steh' ich dreist,
Und lasse kühl die Welle branden!
Ob hier und dort ein Strick auch reißt -
Wir werden landen und nicht stranden!
Helloffen liegt vor uns die Welt,
Ich bin gerecht in vielen Sätteln:
So lange Faust und Schädel hält,
Du Liebe, brauch´ ich nicht zu betteln!

Und halten werden beide mir,
Wär´ es auch nur um deinetwillen!
Um deinetwillen für und für
Wird günsti´ ger Wind mein Segel füllen!
Wie Schiffe sanken, weil ihr Bord
Zuflucht gewährte Einem Schlechten;
So weht das meine heil zum Port,
Dir zu Gefallen, der Gerechten!

Drum laß mich schaffen frank und flott,
Was ernst die Seele mir gebietet!
Frisch auf, noch lebt der alte Gott,
Wie auch die Welle steigt und wüthet!
Recht so: dein Auge strahlt voll Muth!
Komm an mein Herz - Gott mit uns allen
Und - sieh´ hinaus doch nach der Fluth!
Ist sie nicht wirklich schon am Fallen?

 


Aus dem schlesischen Gebirge.

Nun werden grün die Brombeerhecken;
Hier schon ein Veilchen - welch ein Fest!
Die Amsel sucht sich dürre Stecken,
Und auch der Buchfink baut sein Nest.
Der Schnee ist überall gewichen,
Die Koppe nur sieht weiß in's Thal;
Ich habe mich von Haus geschlichen,
Hier ist der Ort - ich wag's einmal:
Rübezahl!

Hört er's? Ich seh' ihm dreist entgegen!
Er ist nicht bös! Auf diesen Block
Will ich mein Leinwandpäckchen legen -
Es ist ein richt'ges volles Schock!
Und fein! Ja, dafür kann ich stehen!
Kein bess'res wird gewebt im Thal -
Er läßt sich immer noch nicht sehen!
Drum frischen Muthes noch einmal:
Rübezahl!

Kein Laut! - Ich bin in's Holz gegangen,
Daß er uns hilft in unsrer Noth!
O, meiner Mutter blasse Wangen -
Im ganzen Haus kein Stückchen Brot!
Der Vater schritt zu Markt mit Fluchen
Fänd' er auch Käufer nur einmal!
Ich will's mit Rübezahl versuchen -
Wo bleibt er nur? Zum drittenmal:
Rübezahl!

Er half so Vielen schon vor Zeiten
Großmutter hat mir's oft erzählt!
Ja, er ist gut den armen Leuten,
Die unverschuldet Elend quält!
So bin ich froh denn hergelaufen
Mit meiner richt'gen Ellenzahl!
Ich will nicht betteln, will verkaufen
O, daß er käme! Rübezahl!
Rübezahl!

Wenn dieses Päckchen ihm gefiele,
Vielleicht gar bät' er mehr sich aus!
Das wär' mir recht! Ach, gar zu viele
Gleich schöne liegen noch zu Haus!
Die nähm' er alle bis zum letzten!
Ach, fiel' auf dieß doch seine Wahl!
Da löst' ich ein selbst die versetzten
Das wär' ein Jubel! Rübezahl!
Rübezahl!

Dann trät' ich froh in's kleine Zimmer,
Und riefe: Vater, Geld genug!
Dann flucht' er nicht, dann sagt' er nimmer:
Ich web' euch nur ein Hungertuch!
Dann lächelte die Mutter wieder,
Und tischt' uns auf ein reichlich Mahl;
Dann jauchzten meine kleinen Brüder -
O käm', o käm' er! Rübezahl!
Rübezahl!

So rief der dreizehnjähr'ge Knabe;
So stand und rief er, matt und bleich.
Umsonst! Nur dann und wann ein Rabe
Flog durch des Gnomen altes Reich.
So stand und paßt' er Stund' auf Stunde,
Bis daß es dunkel ward im Thal,
Und er halblaut mit zuckendem Munde
Ausrief durch Thränen noch einmal:
Rübezahl!

Dann ließ er still das buschige Fleckchen,
Und zitterte, und sagte: „Hu"!
Und schritt mit seinem Leinwandpäckchen
Dem Jammer seiner Heimath zu.
Oft ruht' er aus auf moos'gen Steinen,
Matt von der Bürde, die er trug.
Ich glaub', sein Vater webt dem Kleinen
Zum Hunger- bald das Leichentuch!
- Rübezahl?!

 


Auch ein Walpurgisnachtstraum.

Gestiefelter Kater.
Gesandt vom Grafen Carabas
Den Herrn zu amusiren,
Erschein' ich hier, diesen Herrenspaß
Submiß zu arrangiren!

Erster Kapellmeister.
Die Scene du, ich die Musik,
So hilft man auf dem Staate!
Vollendet hab' ich just zum Glück
Mein Opus, die Cantate!*

*) Es soll nun doch eine Oper sein. Anmerkung während des Drucks.

Zweiter Kapellmeister.
Mir einerlei! Indeß, gib Raum!
Ich hüben und du drüben!
Hab' ich zu jenem Elfentraum
Das Vorsoiel doch geschrieben!

Erdgeist.
Still doch! Alle seid ihr gleich,
Von einer Tafel schmausend!
Zu gleichen Theilen schürf' ich euch
Die goldnen Achtzehntausen!

Zettel.
Achtzehntausend sagst du, Zwerg?
Hilf Gott, das ist kein Bettel!
Hilf Gott, Ich bin von Schmiedeberg
Der arme Weber Zettel!

Gestiefelter Kater.
In die Kulisse, guter Klaus!
Was flennt er durch die Eichen?
Fliegt doch eine Tröstevogel aus
Für ihn und Seinesgleichen!

Herold.
Platz! Ein vierhundertjähr'ger Schwan!
Platz im und seinen Rittern!

Malkontente.
Warum nicht nur ein Pelikan
Ausflattert, und zu füttern?

Erster Kapellmeister.
Leis erhebt sich Stern um Stern,
Kein Lüftchen regt die Wipfel,
Das Publikum von nah und fern
Harrt auf des Berges Gipfel.

Zweiter Kapellmeister.
Drum angefangen! Strahl auf Strahl
Steig´ auf, o Born des Schönen,
Noth der Zeit und Alltagsqual
Sublim zu übertönen!

Gestiefelter Kater.
Nord und Süd, und Alt und Neu,
Zum Tanz und laßt nicht warten!
Ich misch' und spiel' euch, eins, zwei, drei,
Als wär't ihr ein Spiel Karten!

Antigone.
Daß ich umsonst nich spuken geh',
So stählt an mir die Herzen:
Beschämt doch mein antikes Weh
All' eure jüngsten Schmerzen!

Puck.
Mamsell, ich folg' ihr auf dem Fuß;
Will meinen Arm sie Haben?
Die Sache scheint mir zwar konfus,
Jedennoch sehr erhaben!

Gestiefelter Kater.
Nun Elfenschnack und Schabernack!
Hof des Theseus, glänze!
Und du ergötz' ihn, Lumpenpack
Der Zettel und der Squenze!

Schatten Voltaire's.
Ein Wort! Was uns zu sondern schein,
Sind wir auch beide Lacher:
Ich war der Lehrer, guter Freund -
Du bist der Lustigmacher!

Beide Kapellmeister.
In den Wald und aus dem Wald!
Zum Tanz und schlingt den Reigen!
Pfeifen gellt und Hörner schallt,
Hoboen tönt und Geigen!

Brockenwirth
Herr, steh' mir bei! So wirr und toll
Trieb's lange nicht der Böse!
Der ganze liebe Brocken voll!
Gut' Nacht - ich heiße Nehse!

Todte Frösche, in der Tiefe.
Koar! Ein einsam Wiesenthal!
Kein Ton, als Quellgekicher!
Koar! Man ist doch auch einmal
Gern seines Todes sicher!

Wißbegieriger.
Was will die Quakerei des Vieh's?

Historiograph.
Sie wurden mianthropisch,
Seit sie galvanisch zucken ließ
Vor aller Welt HerrKopisch!

Captivi
Endlich entfesselt! Dreimal hoch,
Wer Licht und Luft uns gönnte!

Malkontente.
Warum nur die? 'S gibt Andre noch,
Die man befreien könnte!

Gestiefelter Kater.
Lärm und Toben und Gesumm!
Kein Ohr mehr, das mich höre!
Ich glaube gar, das Publikum
Versteigt sich zum Akteure!

Malkontente.
Ringsum Hexen! Welch Gewühl!
Die Alte dort gezüchtigt!
Aufhebt sie ihren Besenstyl -
Hilf Himmel, sie „berichtigt!"

Wißbegieriger.
Was huscht vorüber dort im NU,
Verlegen und beklommen?

Historiograph.
Es ist nur ein vertraulich Du,
Das nicht an Mann gekommen!

Wißbegieriger.
Und was dort um die Ecke bog,
Von Eulenschwarm umflogen - ?

Historiograph.
Ei nun, ist ein ersticktes Hoch
Auf einen Demagogen!

Rheinischer Landrath.
Dumme Zeug, was ich hier seh',
Und wahrlich nicht zum Lachen!
Wär's ein Narren-Comité,
Ich würd' es überwachen!

Ein anderer. (Anmerkung)

Was Hinz und Kunz in meinem Kreis
Vom Landtagsabschied halten,
Bracht' ich auf allerhöchst Geheiß
In diese zwanzig Spalten.

Justizkommisare
Heda, wie die Fiedel tönt!
Wir treten auf mit Sitten!
Der Mainzer Tag ist uns verpönt,
Hier sind wir wohl gelitten!

Ein Gestzbuch
Uf! Eine schnelle Procedur!
Vergönnt mir, in Hasten
Auf sehr beschleunigter Retour
Ein Weilchen hier zu rasten!

Eichhorn, auf dem Baume.
Manch' harte Nuß weht ohne Scham
Der Wind mir in die Backen;
Zum Teufel mit dem harten Kram -
Kann ich ihn doch nicht knacken!

Feuerdrache.
Ich zisch, wo's Gedanken gibt;
Drum hüte Maul und Feder!
Die Leute nennen mich Reskript,
Ich fahr' in die Katheder!

Studenten.
Nasen, Relegat und Haft,
Consilium abeunde!
O Wartburgfest und Burschenschaft -
Sic transit gloria mundi!

Gustav-Adolf-Verein
Voll Zartgefühls erschein' ich hier
Für Lutherthum und Bibel.

Kürassiere.
Zur selben Zeit erhalten wir
Die Gustav-Adolf-Stiebel.

Historiograph.
O Reiterei, dieß heißt dein Thun
Höchst gnädig doch belohnen:
Du trägst gewiwissermaßen nun
Kanonische Kanonen!

Ein Kollegium.
Laßt leben unsern Obermann,
Den Rächer der Censirten!
Nach seinem Namen nennt fortan
Die Welt uns die Bornirten!

Alp.
Ich bin der allgemeine Alp,
Mein Amt ist, daß ich drücke!
So Vieles ist anjetzo halb -
Ich bin aus ganzem Stücke!

Poet
Noch mehr - nein, das ist zu toll!
Wozu noch registriren?
Ich schließe stillmein Protokoll -
Wer will, mag' weiter führen!

Morgenwind.
Lustig fahr' ich durch den Raum;
Hersaus' ich von den Ilsen.
Die Knospen küss' ich auf im Traum,
Reiß' ab die alten Hülsen!

Sonne, geht auf.
Wehtest wacker mir voraus,
Die Nebel zu zerstreuen!
Wie hell und frisch auf all' den Graus
Der erste Tag des Maien!

 


Hamlet.

Deutschland ist Hamlet! Ernst und stumm
In seinen Thoren jede Nacht
Geht die begrabne Freiheit um,
Und winkt den Männern auf der Wacht.
Dasteht die Hohe, blank bewehrt,
Und sagt dem Zaudrer, der noch zweifelt:
„Sei mir ein Rächer, zieh' dein Schwert!
Man hat mir Gift ins Ohr geträufelt!"

Er horcht mit zitterndem Gebein,
Bis ihm die Wahrheit schrecklich tagt;
Von Stund' an will er Rächer sein -
Ob er es wirklich endlich wagt?
Er sinnt und träumt und weiß nicht Rath;
Kein Mittel, das die Brust ihm stähle!
Zu einer frischen, mut'gen That
Fehlt ihm die frische, muth'ge Seele!

Das macht, er hat zuviel gehockt;
Er lag und las zuviel im Bett.
Er wurde, weil das Blut ihm stockt,
Zu kurz von Athem und zu fett.
Er spann zuviel gelehrten Werg,
Sein bestes Thun ist eben Denken;
Er stak zu lang in Wittenberg,
Im Hörsaal oder in den Schenken.

Drum fehlt ihm die Entschlossenheit;
Kommt Zeit, kommt Rath - er stellt sich toll,
Hält Monologe lang und breit
Und bringt in Verse seinen Groll;
Stutzt ihn zur Pantomime zu,
Und fällt's ihm einmal ein zu fechten:
So muß Polonius-Kotzebue
Den Stich empfangen - statt des Rechten.

So trägt er träumerisch sein Weh',
Verhöhnt sich selber in's Geheim,
Läßt sich verschicken über See
Und kehrt mit Stichelreden heim;
Verschießt ein Arsenal von Spott,
Spricht von geflickten Lumpenkön'gen -
Doch eine That? Behüte Gott!
Nie hatt' er eine zu beschön'gen!

Bis endlich er die Klinge packt,
Ernst zu erfüllen seinen Schwur;
Doch ach - das ist im letzten Akt
Und streckt ihn selbst zu Boden nur!
Bei den Erschlagnen, die sein Haß
Preisgab der Schmach und dem Verderben,
Liegt er entseelt, und Fortinbras
Rückt klirrend ein, das Reich zu erben. -

Gottlob, noch sind wir nicht so weit!
Vier Akte sahn wir spielen erst!
Hab' Acht, Held, daß die Ähnlichkeit
Nicht auch im fünften du bewährst!
Wir hoffen früh, wir hoffen spät:
O, raff' dich auf, und komm zu Streiche,
Und hilf entschlossen, weil es geht,
Zu ihrem Recht der fleh'nden Leiche!

Mach den Moment zunutze dir!
Noch ist es Zeit - drein mit dem Schwert,
Eh' mit französischem Rapier
dich schnöd vergiftet ein Laert!
Eh' rasselnd naht ein nordisch Heer,
Daß es für sich die Erbschaft nehme!
O, sieh' dich vor - ich zweifle sehr,
Ob dießmal es aus Norweg käme!

Nur ein Entschluß! Aufsteht die Bahn -
Tritt in die Schranken kühn und dreist!
Denk' an den Schwur, den du gethan,
Und räche deines Vaters Geist!
Wozu dieß Grübeln für und für?
Doch - darf ich schelten, alter Träumer?
Bin ich ja selbst ein Stück von dir,
Du ew'ger Zauderer und Säumer!

 


Zwei Flaggen

Ein Schiff der Mosel auf dem Rhein!
Es kam zu Berg - die Pferde keuchten!
Am Vordermast mit hellem Schein
Sah ich die Flagge muthig leuchten!
Lang wallend flog sie über's Boot -
Stattliche Farben, frisch und munter!
So wahr ich lebe: Blau, Weiß, Roth!
Und grad' am Flaggenstock herunter!

Anhielt ich staunend meinen Fuß;
Da drang vom Schiff zu meinem Ohre
Stolzlustig ein Franzosengruß:
„Ja doch, schau' her - die Trikolore! -
Ei, dacht' ich zornig,, seid nur still!
Wird doch noch deutsch bei euch gesprochen!
Lothringisch Volk von Thionville!
Sollt' also nicht auf Frankreich pochen!

Somit den Wimpel ließ ich ziehn;
Bald schon verbargen ihn die Zweige.
Ich bin ihm auf dem Rhein nicht grün,
Deß ist der liebe Gott mein Zeuge!
Und wollt' er anders von ihm wehn,
Als friedlich von beladnem Schiffe:
Ich würde mit im Treffen stehn,
Wenn zu den Schwertern Deutschland griffe!

Das Höchste bleiben Land und Heerd!
Doch sonst - kein Wort von blindem Hasse!
Auch uns ist dieses Banner werth:
Es brach der Freiheit eine Gasse!
Noch ist es feucht von Juliblut -
Nennt eins, das edller und verwegner!
Drum: sind wir auch auf unsrer Hut,
Ist uns gerecht doch solch ein Gegner!

Und runzeln wir ihm auch die Brau'n,
Wir sagen doch: ein wackrer Kämpfer! -
Denselben Tag im Abendgrau'n
Fuhr noch stromab ein kölner Dämpfer.
Dem flog, vom Winde flott geschwellt,
Breit über'n Bord der Aar von Preußen;
Daneben, schwarz im gelben Feld,
Der Doppeladler aller Reußen!

Derselbe schwarze, der zerfleischt
Den weißen jüngst als gure Beute;
Derselbe, der das Dach umkreischt
Wildfreier Bergbewohner heute;
Derselbe, der von seinem Pol
Rundspäht mit immer kühnerm Dräunen,
Und, als der Despotie Symbol,
Feind und verhaßt ist allen Freien!

Derselbe, der zu dieser Frist
Als Büttel haust auf unsern Grenzen;
Der gegendeutsch und undeutsch ist,
Und den wir dennoch feig scherwenzen;
Der nur aus Schlauheit eng und fest
Den Adlern diesseits sich verbündet,
Und keck in jedem deutschen Nest
Ein Filial des eignen gründet!

Derselbs - Drum auch dieses Thal
Durchstrich er heut und diese Reben!
Von einem deutschen Filial
Nahm er den Flug nach Holland eben!
Drum auch mit freudigem Geklapp
Schwirrt' unser Adler ihm entgegen!
Drum sausten beide auch stromab,
Als ob - nach einem Ziel sie flögen!

Hinblickt' ich knirschend über'n Strand: -
O Deutschland, du im Dienst der Steppe!
Du mit Sibirien Hand in Hand,
Du tragend des Kalmücken Schleppe!
Du vor dem Polenmörder Czar
In Unterwürfigkeit zerfließend!
Du seinen Sohn und seinen Aar
Mit Böllerschuß am Rhein begrüßend!

Ei, wie das girrt und kokettirt!
Ei, wie das um sich wirft mit Küssen!
Glück auf den Weg! Wohin er führt,
Wir warten's ab - Weh', daß wir müssen!
Glück zu! Doch das sagt euch der Rhein:
Ob die Monarchen Freundschaft treiben -
Die Völker werden Feinde seinm
Die Völker werden Feinde bleiben!

Geduld'ger Strom! du trägst und wiegst
Des Franken Banner und des Slaven!
Daß du ein deutsches endlich trügst
In jeder Bucht, in jedem Hafen!
Ein einig deutsches, das - bereit,
Wenn allzu frech der Hahne krähte! -
Stolz und beherzt zur gleicher Zeit
Des Russenadlers Gunst verschmähte!


Flotten –Träume.

1.

Sprach irgendwo in Deutschland eine Tanne:
„O, könnt' ich doch als deutscher Kriegsmast ragen!
O, könnt' ich stolz die junge Flagge tragen
Des ein'gen Deutschland in der Nordsee Banne!

Dann wär' ich Fähndrich, ha! Mann an Manne
Blutrünst'ger Krieger deutsche Seeschlacht schlagen;
Wo deutsche Segler, grimm und ohne Zagen,
Den fremden Entrer hauen in die Pfanne!

Dan lehnte wohl, die Brust von Stahl gekerbt,
Ein Held an mir in des Gefechtes Gluthen,
An meinem Stamme schweigend zu verbluten!

Indeß mich jetzt das Blut des Wilddiebs färbt,
des armen Wilddiebs, hinterrücks erschossen,
Der mir zu Füßen kinsinkt in die Sprossen!“

 


2.

Schwarz, Roth und Gold! Frei weht ihr auf den Stangen
Und Masten jetzo, gürtend rings das Land!
In tausend Wimpeln, einst verpöntes Band,
Hat dir der Ocean selber umgehangen!

Ständen jetzt, die Anno neunzehn sangen,
Daß dich zerschnitten der Gewalt‘gen Hand;
O, ständen jetzt, die man um dich verbannt,
Verraths beschuldigt, ach! Und schnöd gefangen:

O, ständen Alle jetzt auf diesen Höhen,
Frisch, wie am Tag, da man auf Wartburg zog,
Daß sie dich glühn in deinen Ehren sähen!

Sie staunten wohl, und riefen: Hurrah hoch!
Stoßt an, stoßt an! Wie sich die Dinge drehen.
Der alte Ocean auch noch Demagog!

 


3.

Wie unsre muth'gen Orlogsmänner heißen?
Komm mit auf's Meer, ich will es dir verkünden!
Da drüben der mit sechzig Feuerschlünden,
Das ist „der Arndt!“ du siehst die Goldschrift gleißen!

Hier die Fregatte, bauschig rings von weißen,
Halbvollen Segeln, kämpfend mit den Winden -
O Gott, ihr Name mahnt an alte Sünden! -
„Die Sieben“ heißt sie! Mag kein Strick ihr reißen!

Dort die Korvette, segelnd wie der Blitz,
Es ist die „Hansa!“ Doch am Ufer diese,
Stolz wie ein Schwan, „die Königin Luise!“

Der Dreimast drüben ist „der alte Fritz!“
Und hier voll Zorns der schlagbereite Kutter,
Du ahnst es schon, das ist „der Doktor Luther!“

 


4.

Und andre noch will ich dir rühmend zeigen;
Sie kreuzten wohl, und kehren jetzt vom Zuge;
Sie wehn heran mit majestät'schem Fluge;
„Der Alexander Humboldt" führt den Reigen!

Ha, sieh' den „Goethe" tief sein Bugspriet neigen!
Ihm nach der „Schiller", auch mit tiefem Buge!
„Die freie Presse" läßt mit gutem Fuge
Leuchtende Kugeln in die Lüfte steigen!

Die fernsten drüben kann ich nicht errathen!
Laß ungenannt sie vor dem Winde laufen!
Eins ist gewiß: sie haben tücht'ge Paten!

Wir brauchen Namen wirklich nicht zu kaufen!
Wir haben Männer, haben Tage, haben Thaten: -
Mehr Schiffe nur! wir wollen sie schon taufen!

 


5.

So seh' im Geist, ein trutzig Kriegsgeschwader,
Ich Wacht sie halten, festiglich und stete,
Wo weiland nur des Evers Wimpel wehte,
Ein Burtehuder etwa oder Stader;

Da naht der Feind, und mit ihm naht der Hader!
Aufzischt gen Himmel die Signalrakete,
Die Trommel wüthet, und an die Lafette
Schlachtathmend tritt das rüst'ge Volk der Lader!

Das Sprachrohr heischt: da birst mit tausend Schüssen
Ihr Flammengruß aus den metall'nen Läufen;
Umsinkt den Mast, das Tauwerk zuckt zerrissen!

Grau ballt der Rauch sich, wirre, zorn'ge Streifen!
Ein Ruck, und Schiff hat sich in Schiff verbissen -
O ernste Schule, drinnen Männer reifen!

 


6.

Doch - wenn zuerst in Meer- und Pulvernebel
Wir also schwimmend Volk an Volk gerungen;
Wenn eine Seeschlacht Lorbeern uns geschlungen
Um unsre Lunten und um unsre Säbel:

Drum seid gedenk! An Schiffen sitzen Schnäbel!
Drauf, ihr Matrosen und Kajütenjungen!
Den wucht'gen Hammer und das Beil geschwungen!
Die Schnäbel ab! und bringt sie heim als Hebel!

Als Hebel? - Ja! - Ihr, die mit heiterm Spähen
Am Strand ihr jauchztet unsrer frischen Kühne,
Und lächelnd ansaht unser salzig Rennen:

Ihr Bannerherrn, wohin mit den Trophäen? -
Sorgt für ein Forum, schaftt die Rednerbühne,
Daß wir, wie Rom, das Beste schmücken können!


Noch zwei Sonette.

1.

Von Nassau's Burg der edle Herr vom Steine
Und noch ein Wackrer, derb und turnerfahren,
Ein Bürgerkind mit langen Burschenhaaren
Die fuhren einst zusammen auf dem Rheine.

Wie war er grün von Wallnußlaub und Weine!
Wie grau von Trümmern, die sonst Vesten waren!
Anschaut' in seinem Spiegel sich, dem klaren
Raubnest um Raubnest, schroff, in rost'ger Bräune!

Dem Stein, wie billig, schwoll die Freiherrnader:
„O Glück, ein Kind sich des Geschlechts zu wissen,
Das also trotzig Quader hob auf Quader!"

Der Andre drauf: „Meins hat sie abgerissen!
Und das ist mein Stolz - doch darum kein Hader!" -
Der Freiherr hat die Lippe sich gebissen.


2.

O, drückt' auch uns nur landlos ein Johann!
Kein größer Heil, bei Gott, als solche Johne!
Ihr wißt, wie Kühnheit zorniger Barone
Die Freiheit Englands Jenem abgewann!

Ein schlaffer König und ein feiger Mann,
Schmachvoll vom Papste hielt er Land und Krone;
Trieb sich umher auf blut'gem Wanderthrone,
Zu gleicher Zeit ein Schwächling und Tyrann!

So schafft' er sich und seinem Volke Noth,
Bis jach ein Herr vor seinem Zelte scharrte,
Bis ihn sein England wild die Stirne bot.

O, wie beredt war dessen Kriegsstandarte!
Geht mir mit „guten Fürsten!" - ein Despot
Gab Englands Männern ihre große Charte!

 


Der Schüler Ancillon´s.

Im Jahre Vierzig stellt ich auf den Satz;
Jetzt geb ich euch den Gegensatz!
Und dabei bleibt´s, trotz Murren und trotz Rütteln: -
Sucht die Extreme zu vermitteln!


Der Adler auf dem Mäusetturm.

Auf weißer Flagge weht ein Aar
Hoch auf dem Mäusethurm bei Bingen;
Er zeigt ein tüchtig Klauenpaar,
Trägt eine Krohn' und reckt die Schwingen.
Von Sonnenbrand und Schnee und Sturm
Sind ihm die Federn glatt geschlichtet -
Was Teufel in den Mäusethurm,
O Adler, hast du dich geflüchtet?

Hast du aus deiner Fülle Horn
Etwa gleich Hatto, jenem Alten,
Zu Mehl und Brot das theure Korn
Dem Mund des Volkes vorenthalten?
Will dir ein rächend Mäuseheer,
Wie jenem Bischof einst, an's Leben?
Gereicht auch dir zu Schutz und Wehr
Hatto's zerfallne Trümmer eben?

Nicht doch! du geizest nicht mit Brot!
Jüngst noch *), bei ew'gem Sommerregen,
Hast du geöffnet unsrer Noth
All' deiner Vorrathshäuser Segen!
Du ließest Hunsrück, Eifel, Ahr
Brotkorn, soviel sie brauchten, fassen;
Du hast auch sonst manch schlechtes Jahr
Vom Most die Steuer uns erlassen!

________
*) 1843

Drum nicht als Wucherer am Rhein
Flohst du auf jene Mauerkronen!
Doch: - Brot aus Korne nicht allein
Begehren heut die Nationen!
Sie wollen mehr, als was man kaut;
Sie heben dreist den kräft'gen Nacken;
Sie sehn sich um, und rufen laut:
„Wo wird der Freiheit Brot gebacken?"

Das Brot nun freilich, guter Aar,
Hälst du mit allzu festen Krallen;
Wohl ließest du auch - wahr bleibt wahr! -
Von Freiheit jüngst ein Wörtchen fallen!
Es schien des Volkes Hungerschrei
Recht in der Seele dich zu kränken;
Du scheinst an eine Bäckerei
Von Freiheitsbrot im Ernst zu denken!

Du schienst - ja doch, es war nur Schein!
O Aar, du bist ein karger Reicher!
Wie schnell die Segel zogst du ein,
Wie schnell verschlossen du die Speicher!
Du gabst - doch gleich auch nahmst du - schier,
Um unsern Hunger noch zu schärfen;
Um doppeltheiße Qual und Gier
In unser lechzend Herz zu werfen!

O, flieg nicht fort auf solcher Bahn!
Brot für den Geist! o, woll' es brechen!
Gib, gib! Es könnte Mäusezahn
Auch diese Brotverweigerung rächen!
O, nimm die Sache nicht zu leicht!
Und hättest du die Macht von Greifen -
Es wagte dennoch sich vielleicht
An deinen Horst ein strafend Pfeifen!

Drum sei gedenk und auf der Hut!
Mag Hatto warnen dich und führen!
Der sagte auch: „An meinen Hut
Laß keines Menschen Hand ich rühren!" -
Ja doch, was half ihm sein Gepoch?
Wozu war im sein Hochmuth nütze?
Es fraßen ihn die Mäuse doch -
Ihn selbst zusammt der Bischofsmütze!


Das Fensterkreuz.

Zu Neuhaus in dem Schlosse war's: der Kurfürst hielt ein Jägermahl;
Die Gäste saßen dicht gereiht, und Hörner schmetterten im Saal.
Der Mundschenk goß die Gläser voll, die Diener drängten sich zuhauf,
Es war ein schwüler Sommertag, die Fenster alle standen auf.

Und durch die offnen Fenster rings sah man den kühlen, grünen Wald;
Der Wald, das war zu dieser Zeit des Fürsten liebster Aufenthalt!
In dem vergaß er, hell umtönt von Hirschgeschrei und Rosseshuf,
Den Ärger, den zu Königsberg der böse Landtag dreist ihm schuf.

Ei, dieses starre Königsberg! Ei, dies verwegne Preußenland!
Ei, wie beharrlich und beherzt auf seinen Rechten es bestand!
Und nicht sein Adel bloß! 0 nein, auch seine Städte sprachen mit!
Wer war's, der die Leibeigenschaft des armen Bauernvolks bestritt?

0 frischer, freier Bürgertrotz! 0 Erbteil, das der Ostsee blieb!
Du sprudelst aus der Flut hervor, mehr als den Branden-burgern lieb!
Wie heute noch der Krone Schein bei deinem Brausen zag erblaßt,
So warst du auch dem Kurhut schon in deiner Freudigkeit verhaßt! -

Der Kurfürst saß beim Jägermahl! Schweinsköpfe dampften, Rheinwein floß!
„Was kümmern mich die Stände heut zu Neuhaus hier auf meinem Schloß?"
Da stapfte klirrend in den Saal ein Reiter mit entblößtem Haupt;
Ein Bote war's von Königsberg, Blut an den Sporen und bestaubt.

Briefschaften knöpft' er aus dem Wams. - Ei, wiederum ein Ostseestreich? -
Der hohe Jäger riß sie auf, er flog sie durch; er wurde bleich.
Auf seiner Stirne zuckt' empor gehemmter Willkür arger Groll:
„Das war dein letzter Widerspruch! Hochnasig Volk, dein Maaß ist voll!

„So wahr ich jetzt den Apfel hier" - und siehe da, vom vollen Tisch
Rafft' er mit ungestümer Hand sich einen Apfel, rot und frisch! -
„So wahr ich den durchs Fenster jetzt fortschleudre weit ins Freie hin,
So wahr noch brech' ich Preußens Trotz, brech' ich der Ostsee Eigensinn!

„So wahr noch soll als Oberherrn mich diese Bernsteinküste sehn!
So wahr noch unterwerf' ich mir dies übermüth'ge Polenlehn!**
So wahr noch -“ Und er sprang empor! Ausholt er wild zum Wurfe dann!
Wer mit am Tisch saß, duckte sich und hielt gespannt den Athem an.

Der Apfel flog - fort in den Wald? - Nicht doch, fehl warf die hohe Kur!
Hinflog er sausend durchs Gemach, und - traf das Kreuz des Fensters nur!
Traf's, prallte machtlos dann zurück! - So recht! Nur festen Widerstand!
Laß dir dies Kreuz ein Vorbild sein und einen Trost, mein Vaterland!

_____________________________________________________________________

*) Georg Wilhelm Von Brandenburg, Vater des Großen Kurfürsten, + 1640.
**) Preußen war damals noch Lehen, von der Krone Polen an Kur-Brandenburg gegeben.

 


Wisperwind.

Der Wisperwind, der Wisperwind,
Den kennt in Oestrich jedes Kind!
Des morgens früh von vier bis zehn,
Da spürt man allermeist sein Wehn!
Stromauf aus Wald und Wiesengrund
Haucht ihn der Wisper kühler Mund!

Ja, immer, immer nur stromauf
Führt er mit Pfeifen und Geschnauf;
Von unten jetzt und allezeit
Braus't er nach oben, kampfbereit;
Nie mit der Welle gehr sein Strich,
Nur ihr entgegen stemmt er sich!

Er macht sich auf, wo Hütten stehn;
Wo Hütten stehn und Mühlen gehn.
Des Bauern Strohdach ohne Ruh'
Schickt ihn der Burg der Fürsten zu;
Anfährt er trotzig, sagt mein Ferg,
Schloß Rheinstein und Johannisberg.

Er saus't und wüthet um sich her,
Frisch und gradaus wie keiner mehr;
Er schiert den Teufel sich um Gunst,
Er pfeift was auf den blauen Dunst,
Der trüb um ihre Zinnen hangt -
Er pfeift, das klar der Himmel prangt.

Ja, heiter wird auf ihn der Tag;
Drum braus' er, was er brausen mag!
Er selbst und noch ein Wisperwind: -
Ein neuer Tag der Welt beginnt!
Die Hähne krähn, der Wald erwacht,
Ein Wispern hat sich aufgemacht!

Von unten keck nach oben auch
Zieht dieser andern Wisper Hauch;
Auf aus den Tiefen zu den Höhn
Erhebt sich frisch auch dieses Wehn;
Strohdach und Werkstatt ohne Ruh'
Schicken der Fürstenburg es zu!

Da bangen trüb die Nebel noch;
Geduld nur, es verjagt sie doch!
Wie zornig sie such dräu'n, wie wirr,
Es läßt nicht ab, es wird nicht irr!
Mit kräft'gem Blasen, Ruck auf Ruck,
Macht es zunichte Dunst und Druck!

Hab' Dank, du frisch und freudig Wehn!
Hab' Dank, hab' Dank - o, wär' es Zehn!
Ja, Zehn und rings der Himmel rein!
Jetzt, nein ich, wird es Sechse sein! -
Der Wisperwind, der Wisperwind,
Den kennt in Oestrich jedes Kind!

 


An Hoffmann von Fallersleben.

Jetzo, wo die Nachtigall
Schlägt mit mächt´gen Schlägen;
Wo der Rhein mit vollem Schall
Braus't auf seinen Wegen;
Wo die Dämpfer wieder ziehn;
Wo die grünen Reben,
Wo die Blumen wieder blühn -
Jetzt auf einmal eben

Denk' ich wieder, wie im Traum,
Jener Nacht im ,,Riesen" *)
Wo wir den Champagnerschaum
Von den Gläsern bliesen;
Wo wir leerten Glas auf Glas,
Bis ich Alles wußte,
Bis ich deinen ganzen Haß
Schweigend ehren mußte.

Düster mit verkohltem Docht
Flackerten die Kerzen;
Düster und von Zorn durchpocht,
Brannten unsre Herzen;
Dennoch oft, gleich wie ein Blitz,
Finstrer Wolk' entquollen,
Brach ein Lachen, brach ein Witz
Hell durch unser Grollen.

*) Zu Coblenz, vom 16. auf den 17. August 1843

Also ward es rasch zwei Uhr!
Trocken die Pokale,
Und der jüngste Kellner nur
Harrte noch im Saale!
Schnarchend lag der kleine Mann
In des Sessels Hafen,
Und wir sagten: ,,Der Géant,
Wahrlich, ist entschlafen!"

Endlich stand der Junge wach,
Nahm das Licht verdrossen;
Wirr aus seinem Schlafgemach
Kam ein Lord geschossen;
Du doch stiegst die Trepp' hinauf,
Derb und nagelschuhig;
Schriebst noch in mein Stammbuch drauf:
„Cobelenz ist ruhig!"-

Wieder hat seit jener Nacht
Herbes dich betroffen!
Strom und Frühling sind erwacht -
Hoffmann, wolle hoffen!
Hoff und laß der Marken Sand!
Mach dich auf die Beine!
Deutscher Männer deutsche Hand
Wartet dein am Rheine!

Was, ob die gelehrte Spree
Feig sich von dir wandte:
In die Rheinflut senk dein Weh -
Sie nicht bannt Verbannte!
Neue Freunde warten dein
An der rebumwallten -
Auf drum, und vergiß am Rhein
Schnödigkeit der alten!

Drum, wo mit der Rede Stahl
Badens Männer streiten;
Drum auch, wo im Wiesental
Lieder dich umläuten;
Wo die Düssel fluthet hell
Und in Dresel's Keller
Schlag ein Schnippchen dem Gebell
Deiner Widerbeller!

Ich auch, der ich jene Nacht
Finster mit dir zechte,
Ich auch, eben vor der Schlacht,
Biete dir die Rechte!
Ja, auch ich steh' kampfbereit,
Gleich sind unsre Zeichen -
Mit Bewußtsein wag' ich's heut,
Dir die Hand zu reichen!

Herz'ger noch als dazumal,
Wag' ich's, einzuschlagen:
Schiefer Stellung volle Qual
Mußt ich damals tragen!
Noch nicht recht aus ganzem Holz
Schien auch dir mein Leben -
Drum auch war ich noch zu stolz,
Mich dir ganz zu geben!

Alles das ist nun vorbei!
Frei ward Lipp' und Zunge,
Frei das Auge mir und frei
Dehnt sich Herz und Lunge!
Vom Gedanken bis zur That
Schlug ich dreist die Brücke;
Hüben steh' ich, und kein Pfad
Führt mich je zurücke!

Vorwärts denn - bis über's Grab!
Vorwärts - ohne Wanken!
Jede Rücksicht werf' ich ab,
Satt hinfort der Schranken!
Nur das Kühnste bind' ich an
Meinen Simsonsfüchsen -
Mit Kanonen auf den Plan,
Nicht mit Schlüsselbüchsen!

Sieh', so biet' ich dir die Hand,
Einer auch von Denen,
Die sich an des Rheines Strand
Dir entgegensehnen!
Die in's dornige Exil
Gern dir Rosen flöchten,
Gern ein friedlich Rheinasyl
Dir bereiten möchten!

Komm darum und glaub' an mich -
Aber komm in Eile!
Komm, solang ich festiglich
Noch am Rheinstrom weile!
Eh' ich selber meinen Heerd
Seh' zum Teufel stieben;
Eh' der eignen Lieder Schwert
Westwärts mich getrieben!

Horch, o horch, die Nachtigall
Schlägt mit mächt'gen Schlägen,
Und der Rhein mit vollerm Schall
Braus't auf seinen Wegen!
Alles keimt und Alles gährt,
Alles windet Kränze -
Auch den herbsten Kelch geleert
Auf der Zukunft-Lenze!


Ihr kennt die Sitte wohl der Schotten.

Ihr kennt die Sitte wohl der Schotten: -
Galt es ein rasch Zusammenrotten,
Aufglühte dann der Feuerbrand.
Gelöscht in Blut an beiden Enden,
Krieg heischend, ließ er sich entsenden
Von Haus zu Haus, von Hand zu Hand. -

Und als der Sandwirth wollte schlagen;
Als er bereit nun stand, zu wagen
Den Adlerflug, den Gemsensprung:
Da trat sein Hausweib hin zur Passer,
Und warf in das empörte Wasser
Die Späne der Verkündigung.

Rasch in die Thale mit den Wellen
Bis vor des Thalvolks rauhe Schwellen
Bachabwärts rollte Span auf Span.
Daß Alles fertig auf den Firnen,
Und daß zum Losbruch reif ihr Zürnen -
Blut, Mehl und Späne sagten's an!

So meine Lieder möcht' ich säen! -
Wie die Ladurner möcht' ich stehen
An dem bewegten Strom der Zeit!
Wahrzeichen, frisch und rauh wie jene,
Möcht' ich sie werfen, blut'ge Späne,
Aus in der Tageswogen Streit!

Und, gleich Hochschottlands Feuerbränden,
Heiß durch mein Volk möcht' ich sie senden
In jede Mark, an jeden Heerd:
Daß alles zu den Waffen führe,
Und rasselnd riefe: "Schüre, schüre!
Wo ist der Kampf? wir stehn bewehrt!"

Noch harr' ich in mich selbst versunken!
Nur dann und wann blitzt auf ein Funken
Der Gluth, die meine Brände brennt!
Und dann und wann mit frischem Munde
Geb' einen Blutspan ich der Stunde
Von denen, so die Passer kennt!

Was hülfen mehr? Schleicht doch in Dämmen
Ihr Wasser heut! - Doch überschwemmen
Wird einst das Land sie, kühn zu schaun!
Dann tret' ich vor mit Blut und Mehle -
Frei weht die Eiche meiner Seele:
Ich glaub', ich werde Späne haun!


Vorläufig zum Schluß.

Zu Asmannshausen in der Kron',
Wo mancher Durst'ge schon gezecht,
Da macht' ich gegen eine Kron'
Dies Büchlein für den Druck zurecht!
Ich schrieb es ab bei Rebenschein,
Weinlaub um's Haus und saft'ge Reiser;
Drum, wollt ihr rechte Täufer sein,
Tauft' s : Vierundvierz'ger Asmannshäuser!

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