Die Nachwehen Freiligraths in St. Goar
Die Revolution von 1848 im ehemaligen Landkreis St. Goar

Jürgen Helbach

Eine kleine, unauffällige Tafel verkündet in St. Goar rheinseitig am Haus Heerstraße 106, daß hier der Dichter Ferdinand Freiligrath in den Jahren 1842 bis 1844 wohnte. Am "Goldenen Pfropfenzieher" in Oberwesel wird man darauf aufmeksam gemacht, daß an diesem Ort zum ersten Mal Hoffmann von Fallersleben "Das Lied der Deutschen" im Westen des Reiches öffentlich vortrug. Ansonsten ist wenig zu spüren von dem Geist der liberalen Poeten, die für wenige Monate die Städtchen am Rhein zu ihrem Aufenthalts- und Begegnungsort machten. An dem heutigen Restaurant "Zur Silbernen Rose" in St. Goar, einst Freiligraths "Ilium", vermißt man einen entsprechenden Hinweis. Immerhin erinnert seit 1994 eine kleine Ausstellung im Heimatmuseum auf Burg Rheinfels an das Wirken Freiligraths in St. Goar.

Bezeichnend für die Nachwehen Ferdinand Freiligraths und seiner Zeitgenossen in St. Goar und der Umgebung ist die Tatsache, daß der Inhaber des Hauses Heerstraße 106, lanjähriger Schützenhauptmann, anläßlich des jährlichen Schützenfestes aufhörte Freiligrath zu zitieren, als in der örtlichen Ausgabe der Rhein-Zeitung – die Lokalredaktion befand sich damals eben in diesem Haus – ein Beitrag die Verbindung zu Karl Marx herausstellte. Die Tafel am "Propfenzieher" in Oberwesel wurde zum 100. Jahrestag der Entstehung des "Lied der Deutschen" am 26. August 1941 unter großer Teilnahme der örtlichen Nazi-Prominenz angebracht.

In seinen "Ansichten vom Niederrhein" zeichnet Georg Forster 1790 vom Rheintal zwischen Bingen und Koblenz und seinen Bewohnern ein nicht gerade schmeichelhaftes Bild:

Sollte Freiligrath vielleicht ähnlich empfunden haben? Bei aller Begeisterung für die Landschaft scheint auch Ferdinand Freiligrath ähnliche Erfahrungen mit den Bewohnern des Städtchens St. Goar gemacht zu haben.

So schreibt er über seine Beziehung zu den St. Goarer Einwohnern in einem Brief vom 24. Juni 1842 an Levin Schücking:

Dabei scheint Ferdinand Freiligrath sich auch nicht um die Querelen und Rivalitäten der lokalen Honoratioren gekümmert zu haben. Die zwielichtige Rolle, die der St. Goarer Friedensrichter und Autor der St. Goarer Stadtgeschichte Alexander Grebel gegen Freiligraths Förderer, den liberalen Landrat Karl Heuberger, spielte, scheint ihm dabei entgangen zu sein. Anders ist seine enttäuschte Reaktion nicht zu verstehen, wenn er 1846 formuliert: Es war mir unmöglich, den Hrn. Fr. Grebel, der 11/2 Jahre lang mein Hausgenosse gewesen und der mit Hrn. Landr. H. in den freundlichsten Beziehungen steht, einer so bodenlosen Gemeinheit und Niederträchtigkeit fähig zu halten.

So ist denn auch aus dieser Zurückhaltung zu verstehen, daß von dem revolutionären Elan eines Ferdinand Freiligraths in den ersten Monaten des Jahres 1848 in St. Goar und dem gesamten Kreis wenig zu spüren ist.

Anfang des Jahres 1848 berichtete Landrat Heuberger, daß die öffentliche Stimmung im Kreise St. Goar, im allgemeinen durchweg befriedigend sei; die Versammlung der Ständischen Ausschüsse nehme aber die Aufmerksamkeit nur eines sehr kleinen Teiles der Bewohner des Kreises in Anspruch, da den wenigen Zeitungslesern - das übrige Publikum kümmere sich nicht darum - die trockenen Erläuterungen des Strafrechts zu wenig interessant seien.

Bei der Nachbarschaft zu Nassau und Hessen ist es dagegen nicht erstaunlich, daß sich im ehemaligen Kreise St. Goar dann doch verhältnismäßig früh revolutionäre und mutige Stimmen erhoben.

Dabei sind einige Ruhestörungen in den ersten Märztagen sicherlich der ausgehenden Fastnacht zuzuschreiben. In Bacharach wurden in der Nacht vom 3. auf den 4. März auf Plakaten angedroht, man werde die Stadt anzünden, wenn nicht die drückende Steuerlast erleichtert werde. Sowohl die Bürgermeister von Bacharach und Oberwesel als auch der Landrat stellten in mehreren Eingaben das Wachsen der Erregung fest und baten um schnelle Hilfe, seien doch die verarmten Winzer am Rhein trotz aller Aufregung ringsum dem König unverändert treu.

In der schon vor dem 5. März in Oberwesel verfaßten Petition stellten die Bürger ihre Forderungen in vier Punkten zusammen.

  1.  den Erlaß der Moststeuer pro 1847 ganz, in der Folge aber wo nicht gänzlicher Erlaß, dann doch bedeutende Ermäßigung;
  2.  Ermäßigung der Klassensteuer;
  3.  freiere Konstitution;
  4.  Verminderung des Heeres, dies jedoch nur sobald als tunlich.

In der endgültigen Fassung vom 11. März, waren aber bereits die politischen Forderungen - u. a. die Pressefreiheit - an die erste Stelle des Wunschkatalogs getreten.

In Boppard beabsichtigte man ebenfalls die Absendung einer Eingabe an den König. Hier erörterte der Stadtrat in einer Sitzung am 17. März die Frage, ob man nach dem Vorbild anderer Städte eine Adresse beschließen sollte, worin um Gewährung derjenigen Reformen gebeten wird, welche das Bedürfnis der Zeiten erfordert . . . Natürlich müßte diese Adresse eine ganz loyale sein, und es könne sich nur fragen, welche speziellen petita man darin stellen soll. Unter Hinweis auf § 61 der Gemeindeordnung und einer höheren Weisung gelang es aber dem Bürgermeister, eine weitere Beratung und die Absendung der Petition zu verhindern..

Dies sind die beiden einzigen bekannt gewordenen Petitionen im Kreis St. Goar aus dieser frühen Zeit. Dabei ist es sicherlich kein Zufall, daß sie aus den beiden katholischen Städten kamen, während die überwiegend evangelischen Städte St. Goar und Bacharach geschwiegen zu haben scheinen.

Die lokalen Besonderheiten fanden ihre Wurzeln in einer unterschiedlichen territorialen Vergangenheit und waren von daher stark konfessionell geprägt. Dabei führten persönlichen Rivalitäten auf der lokalen Ebene zu Eifersüchteleien einzelner Orte gegeneinander. Musterbeispiel für solche ,,Erbfeindschaften" - wie zwischen Gottfried Kellers Goldach und Seldwyla - waren im ehemaligen Kreise St. Goar die immer wieder manifestierte Gegnerschaft zwischen Bacharach und vor allem St. Goar einerseits, sowie Boppard und Oberwesel andererseits. Zu der konfessionellen und früheren territorialen Verschiedenheit trat der Neid Boppards und Oberwesels auf die Kreishauptstadt, konnte oder wollte man doch nicht einsehen, daß gerade die kleinere Stadt den Kreissitz innehatte. Aus dieser Rivalität erwuchs dann schnell eine breite Opposition gegen die in St. Goar im Landratsamt repräsentierte preußische Regierung. Der Stolz auf diese Einrichtung stärkte dagegen in St. Goar die Bereitschaft, sich gegen die Ansprüche der feindlichen Nachbarn zu wehren. "Es liegt auf der Hand, daß unter diesen Umständen und bei dem sehr starken Kollektivgeist der Einwohnerschaft solche Grundhaltungen oft mehr demonstrative Äußerung als echte politische Überzeugung waren."

In einem ausführlichen Monatsbericht schildert Landrat Heuberger am 31. März die Stimmung im Kreise. Er stellte dabei fest, daß überall eine fieberhafte Aufregung und chaotische Gärung herrsche. Dabei werde den Besonnenen und Besitzenden die Freude über die unerwartet gewonnene Freiheit stark verkümmert durch die Furcht vor einer hereinbrechender Anarchie. ... Die eigentliche politische Bedeutung der gegenwärtigen Umwälzungen, an welche sich für die nationale Entwicklung Deutschlands so reiche Hoffnungen knüpften, so fuhr der Landrat fort, sei der großen Masse, insbesondere den Landleuten, fremd. Ihr Wunsch ist Verminderung der Abgaben, besonders der Klassen- und der Moststeuer, Verbesserung der Forstgesetze, Abschaffung der Schulversäumnisstrafen und ähnliche Reformen materieller Art. ... Der Großteil der Bevölkerung interessierte sich kaum für Politik und nahm vor allem nur aktiv an dem Geschehen teil, wenn es sich um konfessionelle bzw. religiöse oder wirtschaftliche Fragen handelte.

Zu Unruhen kam es im Kreise St. Goar erst, nachdem die Berliner Revolution am 18./19. März das Königtum zum Wanken gebracht hatte. In den größeren Orten organisierten sich die Bürger in Sicherheitswachen, meist "Bürgerwehren" genannt, die entscheidend zur Aufrechterhaltung der Ordnung und der Sicherung des politischen Herrschaftsstrukturen beitrugen, also Aufgaben übernahmen, die die Staatsgewalt mit regulären Truppen nicht immer und überall garantieren konnte.

In den vier Städten des ehemaligen Kreises St. Goar bildeten sich Bürgerwehren; die entsprechend ihren Größenverhältnissen von der Regierung Gewehre überlassen bekamen:

Boppard erhielt 250, Oberwesel 115, Bacharach und St. Goar je 200 Steinschloßgewehre. Außerdem formierte sich auch in Pfalzfeld vorübergehend eine Sicherheitswache.

Hauptmann der am 22. März gegründeten St. Goarer "Bürgerwehr" wurde Landwehrhauptmann Mertitsch, einer ihrer Unterführer Alexander Grebel, von dem die eigentliche Initiative zur Gründung ausging. Die Statuten, welche die Aufnahmebedingungen und den Dienstbetrieb regelten, wurden am 19. Mai beschlossen und in Nr.21 (26. Mai) des "St. Goarer Kreisblattes" veröffentlicht. Darin wurde festgeschrieben:

  1.  Zweck der Bürgerwehr ist die Erhaltung der gesetzlichen Ordnung; Grundlage die Ehrenhaftigkeit der Mitglieder.

Die enge Verbindung der Bürgerwehr mit der staatlichen Ordnungsmacht wird im Paragraphen 11 besonders deutlich:

Zu jedem Dienst beruft der Hauptmann oder in dessen Abwesenheit der älteste Führer die nöthigen Mannschaften, welche durch den Polizeidiener bestellt und gehörig aufgezeichnet werden. ...

Sieht man von der St. Goarer Einrichtung ab, die in der Schützengesellschaft bis heute fortbesteht, so lösten sich die Bürgerwehren innerhalb des ehemaligen Kreisgebietes schnell auf. In erster Linie dürften dafür wohl die fehlenden Aufgaben als auch die Eifersüchteleien innerhalb der Vereinigungen verantwortlich sein.

Dabei hätte sich für die St. Goarer "Bürgerwehr" fast doch noch ein ernsthafter Einsatz ergeben. Es ist anzunehmen, daß es sich bei dem angeblich geplanten Angriff der Oberweseler und Bopparder gegen St. Goar um ein taktisches Manöver des Führers der St. Goarer Linken, dem Friedensrichter Alexander Grebel, der selbst Landrat werden wollte, handelte. In Oberwesel und Boppard waren aufrührerische Flugblätter erschienen, worin die Bürger aufgefordert wurden, sich am 9. April bewaffnet in der Kreisstadt einzufinden, um Landrat und Bürgermeister abzusetzen sowie das Rathaus zu stürmen und die dortigen Akten zu verbrennen. Daraufhin wurden Teile des Infanterieregiments 29 von Koblenz nach St. Goar geschickt. Grebel versuchte in einer zum 8. April schnell einberufenen Bürgerversammlung in St. Goar die Bürger einzuschüchtern und gegen des Landrat Heuberger mit der Drohung aufzuwiegeln, falls dieser nicht bis 13 Uhr zurückgetreten sei, würden die Oberweseler mit 1 000 Mann zur Durchsetzung dieser Forderung anrücken. Grebels Behauptung, er sei durch den Rat der Stadt Oberwesel zu dieser Behauptung ermächtigt, wurde seitens der Oberweseler dementiert. Ungeachtet dieser Drohung faßte die Bürgerschaft auf einen Antrag des Landrats mit Enthusiasmus den Beschluß, erforderlichenfalls jeden Angriff von außen entschieden abzuwehren. Statt des befürchteten feindlichen Angriffs kam lediglich eine kleine Delegation aus den Nachbarstädten, um vermutlich den Rücktritt des Landrats zu fordern. Grebel verhielt sich in der ganzen Auseinandersetzung um den Landrat - wie auch in seinen weiteren politischen Unternehmungen - sehr "intrigant". Dabei brachte er vor allem die konfessionelle Karte gegen den protestantischen Heuberger ins Spiel. So verlangte er, daß in dem mehrheitlich katholischen Kreis der Landrat auch dieser Konfession angehören müßte. Er trieb es sogar soweit, den liberalen Heuberger als einen ausgesprochener "Katholikenfresser" zu bezeichnen. Selbst nach der Pensionierung Heubergers Ende April, die Grebel als eigenen Erfolg ansah, versuchte er immer wieder die Katholiken des Kreises durch die Behauptung, der Landrat wolle wieder in sein Amt zurückkehren, hinter sich zu bringen.

Sein eigentliches Ziel, selbst Landrat zu werden, hat Grebel aber nicht erreicht. Die - vorläufig kommissarische - Übertragung der Landratsstelle an den Katholiken Movius hat aber sicherlich zu einer erheblichen Beruhigung beigetragen. Dieser konnte am 28. Mai berichten, daß allgemein der Wunsch nach Ruhe, Ordnung und Gesetzlichkeit herrsche und daß die frühere Lauheit . . . der immer entschiedener wieder hervortretenden Anhänglichkeit an den König und sein Haus Platz mache.

Sicherlich wegen der günstigen Lage zu Frankfurt nahmen aus dem Regierungsbezirk Koblenz mit 33 relativ viele Abgeordnete an den Sitzungen des Vorparlamentes teil Immerhin war auch der Kreis St. Goar mit Grebel (St. Goar), Stadtrat Schlösser (Oberwesel) und Stapper (Bacharach) in dem Vorparlament recht stark vertreten.

Die Abgeordneten für die preußische Konstituante wurden am 8., die für die Paulskirche am 10. Mai 1848 gewählt. Politische Parteien gab es in den kleineren Orten noch nicht. Im Kreise St. Goar hatten die bisherigen konfessionell bestimmten Auseinandersetzungen praktisch aber doch zur Bildung einer katholischen und einer protestantischen "Partei" geführt. Da der Kreis St. Goar einen eigenen Wahlkreis für die Wahl der preußischen Nationalversammlung in Berlin bildete, konnte sich hier der katholische Kandidat Grebel als Abgeordneter durchsetzen wurde; zum Vertreter wurde Friedensrichter Justizrat Schüller (Boppard) bestimmt. Für die Wahl des Vertreters zur deutschen Nationalversammlung war der Kreis aufgeteilt und Koblenz bzw. Bad Kreuznach zugeschlagen worden, so daß aus dem Kreis St. Goar kein Abgeordneter entsandt wurde.

Die zunehmend oppositionelle Haltung Grebels in der Berliner Versammlung erregte im Kreis mehr und mehr Mißfallen, das in einigen Beschwerden von Wahlmännerkollegien einzelner Bürgermeistereien Ausdruck fand. Da er der Linken angehörte, der von vielen die Schuld am Nichtzustandekommen der Verfassung zugeschrieben wurde, übertrug sich auch die Enttäuschung wegen der Verzögerung der Verfassungsberatungen auf ihn.

Die Vertagung der Nationalversammlung am 9. November 1848 auf den 27. November und die Verlagerung des Sitzungsortes nach Brandenburg., der sich die Mehrheit der Versammlung - unter ihr auch Grebel – widersetzte, führte dazu, daß sie nach einem Aufruf zur Steuerverweigerung vom Militär auseinandergetrieben wurde. Grebel stimmte nicht für die Steuerverweigerung, hat aber offensichtlich sich mit wenig Erfolg in seinem Heimatkreis propagiert, ohne aber damit Erfolg gehabt zu haben. Die Hoffnung auf Ruhe und Ordnung ließ im Kreis die Stimmung völlig zu seinen Ungunsten umkippen; Grebel hatte sich selbst mit seinem intriganten Vorgehen politisch isoliert.

Auch im Kreis St. Goar wurde die Verfassung wegen des allseits regen Wunsches nach Ordnung und Ruhe des Staates ... mit Freuden begrüßt. Für die anstehenden Wahlen war der Kreis St. Goar mit dem Kreis Koblenz zu einem Wahlkreis verbunden worden. Zwei Abgeordnete waren hier zu wählen. Der Wahlkampf wurde praktisch von Koblenz aus geführt, wo sich der politische Katholizismus - was sich im ganzen Wahlkreis auswirkte - in einen demokratischen oppositionellen und einen, dem Klerus folgenden regierungsfreundlichen spaltete. Ein von der vereinigten Linken gebildetes "Wahlcomité" für volksthümliche Wahlen im Regierungsbezirk Koblenz dehnte seine Tätigkeit auch auf den Kreis St. Goar aus. Seine Kandidaten waren Mathias Josef Raffauf aus Wolken und Grebel aus St. Goar. Dieser setzte wie schon im Vorjahr auf die konfessionellen und lokalen Gegensätzlichkeiten, um seinen Hauptgegner, den katholischen Landrat Movius, matt zu setzen, indem er die konstitutionelle Partei, deren Führer Movius war, als die "evangelische Partei" bezeichnete.

Die Propaganda der regierungstreuen Partei im Kreise wurde von dem am 19. Januar 1849 gegründeten "Constitutionellen Verein" in St. Goar geleitet, dessen Führer der derzeitige Landrat Movius und der frühere Landrat Heuberger waren.

Am 28. Januar 1848 hielt der Kaufmann Ferdinand Metz im Constitutionellen Verein folgende Wahlrede:

In den beiden Städten Bacharach und St. Goar wurden bei den Urwahlen am 22. Januar 1849 nur konstitutionelle Wahlmänner gewählt; wie unbeliebt sich Grebel in seiner Heimatstadt gemacht hatte, wird durch seine Niederlage (auch die seiner Partei) deutlich, die mit 92 : 31 Stimmen recht klar ausfiel. Das Ergebnis wurde mit Böllerschüssen gefeiert.

Bei der Abgeordnetenwahl in Koblenz am 5. Februar wurde Grebel dann doch gewählt, nahm aber die Wahl in diesem Wahlkreis nicht an, sondern entschied sich für das Mandat im Wahlkreis Neuß-Krefeld-Kempen. Da auch der 2. Gewählte Abgeordnete Raffauf das Mandat nicht annahm sondern sein Mandat für die 1. Kammer vorzog, wurde eine Nachwahl notwendig. Diese konnten die Linken wiederum gewinnen, mit Joseph Mallmann (Simmern) und Hugo Wesendonck (Düsseldorf) wurden aber zwei wahlkreisfremde Kandidaten gewählt.

Für den Kreis und die Stadt Sankt Goar wurde die Revolution von 1848 nicht der große Aufbruch in eine neue Zeit, vielmehr verblieb man Alten verhaftet. Voller Stolz trägt heute noch die Schützengesellschaft bei ihren alljährlichen Umzügen eine Kopie der vom Prinzen Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., als Dank für die Treue zu "König und Vaterland" überreichte Fahne. Noch fünfzig Jahre nach den 48er Ereignissen konnte man im St. Goarer Kreisblatt lesen:

"Der Geist, welcher stets in der St. Goarer Schützengesellschaft geherrscht hat, war der patriotischer Männer, welche fest zu ihrem König und seiner Regierung standen. .... In diesem Sinn, durchstimmt von solchen Gesinnungen, feiere die Gesellschaft in Eintracht und Fröhlichkeit ihr fünfzigjähriges Jubelfest und möge sie getrost ihrem 100jährigen entgegensehen mit dem Wahlspruch: Allweg Heil St. Goar, Treu zu Kaiser und Reich!".

Nach dem politischen Intriganten und dem wenig glaubwürdigen Geschichtsschreiber Alexander Grebel wurde in St. Goar eine Straße (Gasse) benannt. Den Kämpfer für die Menschlichkeit und die Freiheit, der mutig zu seinen Ideen stand und ein jahrzehntelanges Exil für seine Überzeugungen hinnehmen mußte, der – wenn auch nicht besonders die Einwohner – doch "sein" St. Goar so liebte und ihm einen dauernden Platz in der Weltliteratur besorgte, ihn aber hat man vergessen.

Literaturangabe:

Forsters Werke, Aufbau Verlag Berlin und Weimar, Bd. 2, 1979
Roessler, Kurt: 1844er Assmannshäuser, Mainz 1994
Schmidt, Paul: Die ersten zwanzig Jahre konstitutionellen Lebens 1848 – 1867, in: Zwischen Rhein und Mosel. Der Kreis St. Goar, hrg. v. Franz – Josef Heyen, Boppard 1966, S. 473 - 496
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