Der rheinische Dichter Wilhelm Smets (1796 - 1848) hat als Spätling der Romantik eine formvollendete weiche Lyrik geschaffen, die selbst den sonst allzu leicht zum Spott geneigten Heinrich Heine zu hoher Anerkennung zwang. Viel beachtet wurden auch seine epischen Dichtungen, während er als Dramatiker ohne nennenswerten Erfolg blieb. Zu dieser dichterischen Bedeutung kommt die besondere Rolle, die Smets im rheinischen Geistesleben während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gespielt hat.
Johann Wilhelm Anton Joseph Karl Philipp Smets wurde am 4. September 1796 in Reval im Baltikum geboren. Nach dem Schulbesuch in Aachen und als Gymnasiast in Bonn trat er 1815 als Freiwilliger dem 3. Rhein. Landwehr Inf.-Regt. bei, quittierte aber bereits 1816 als Leutnant den Dienst. In Wien entdeckte er in der gefeierten Schauspielerin Sophie Schröder seine vom Vater tot gesagte Mutter. Auf ihr Anraten versuchte er sich in mehreren Theaterrollen und verdiente sich kümmerlich als Hauslehrer seinen Lebensunterhalt. Auf Vermittlung von Freunden erhielt er 1817 eine Hilfslehrerstelle in Koblenz. Zusammen mit Christian von Stramberg gestaltete er hier die nur ein halbes Jahr erscheinende Zeitung "Rheinischer Herold". Dieses Blatt (es erschien vom 2. Februar bis 31. Juli 1819 jeweils dienstags, donnerstags und samstags mit vier Seiten) knüpfte in seinen freiheitlichen Tendenzen schon in der Namensgebung an den von Joseph Görres herausgegebenen "Rheinischen Merkur" an.
"Christian Stramberg und Wilhelm Smets meinten in einem Grußwort an die Leser des "Rheinischen Herold", die Zeitlage sei dem freien Gedankenaustausch zwar durchaus ungünstig, aber gerade deswegen könne mit Billigkeit von der Redaktion verlangt werden, daß sie sich ausweise, also Stellung beziehe."(Helmut Kampmann: Koblenzer Pressechronik, Koblenz 1988, S.99)
Smets gab seine Tätigkeit als Redakteur des "Rheinischen Herold" bereits am 14. März 1819 auf. Sein Wunsch, katholische Theologie zu studieren, wurde ihm durch ein Stipendium der dankbaren jüdischen Gemeinde aus Koblenz ermöglicht, hatte er doch am 13. März im "Herold" gegen eine diffamierende Darstellung der Juden in einer Theaterposse engagiert Stellung bezogen und für seine jüdischen Mitbürger Partei ergriffen. Dabei äußerte er, daß auch in einem Nationalstaat Raum für andere sein müsse und daß man mit aller Entschiedenheit gegen die Ausrottung einer Rasse entgegenwirken müsse.
Eine spontane Sammlung der jüdischen Gemeinde erlaubte ihm nun den Beginn des Theologiestudiums in Münster. 1820 besucht er das Priesterseminar in Köln und promoviert am 14. Februar 1821 an der Universität Jena zum Dr.phil.
In Bonn lernt er 1820 auch den um ein Jahr jüngeren Heinrich Heine kennen und freundet sich mit ihm an. 1821 schreibt Heinrich Heine anläßlich des Erscheinens eines schmalen Bändchens seiner Gedichte an Wilhelm Smets nach Köln: "Ja, liebster Bruder, man wird mich gewaltig runterreißen. Ich würde es auch in christlicher Geduld ertragen, wenn ich nicht wüßte, daß man just dasjenige tadeln wird, das wohl zu loben wäre, und hauptsächlich, daß man die kritische Feder in Gift tauchen wird. Ich bitte Dich daher, liebster Bruder, wenn es Euer Wohlehrwürden möglich ist, in einem Blatte ein öffentliches Urteil über meine Poetereien auszusprechen, nicht ein schmeichelndes, sondern ein gerechtes."
Am 8. Mai wird Wilhelm Smets in Köln zum Priester geweiht, wird er als Religionslehrer tätig und übernimmt 1828 die Pfarrei in Hersel bei Bonn. 1832 wird er Oberpfarrer in Münstereifel, 1835 in Nideggen. Aus gesundheitlichen Gründen läßt er sich in den Ruhestand versetzen. .Er prägt aber auch weiterhin das rheinische Kulturleben, besonders als Feuilleton-Redakteur der "Kölnischen Zeitung". Ihm und seiner Arbeit ist der gute Ruf dieser Zeitung im Bereich Kultur, Wissenschaft und Literatur zu verdanken. 1841 folgt eine Romreise.
1844 wird er dann als Kanonikus an das Münster von Aachen berufen. Sein Engagement für Meinungs- und Pressefreiheit kommt auch durch seine Wahl zum Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung zum Ausdruck. Am 14. Oktober 1848 stirbt der für seine Zeit so bedeutende Mann in Aachen.