Kommentare
zu ein "Glaubensbekenntniß" Letzte Änderung: 20.12.98 |
Aus
Spanien Dieses Gedicht von 1841 leitet das
"Glaubensbekenntniß" ein,
führte es doch zu der viel beachteten Auseinandersetzung
mit Georg Herwegh.
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Guten Morgen! In diesem Gedicht nimmt Freiligrath endgültig Abschied von seiner spätromantischen Einstellung und setzt seinen Umzug nach St. Goar gleich mit dem Beginn seines politischen Engagement. "Mit dem Volke soll der Dichter gehen - / Also les` ich meinen Schiller heut!" endet er und relativiert damit seine Aussage: "Der Dichter steht auf einer höhern Warte / Als auf den Zinnen der Partei." Freiligrath datiert das Gedicht auf den Januar 1844, also in eine Phase, in der er für das "Glaubensbekenntniß" bereits ein klares Konzept entwickelt hatte. Bereits am 24. Juni 1842 schrieb er darüber an Levin Schücking: "Ich komme mir beinahe merkwürdig vor am Rhein. Derselbe Zauber der Gegend, dasselbe Weltleben an und auf dem Strome, .. - und doch bin ich ein Anderer dem Alten gegenüber, als vor drei und noch vor zwei Jahren. Er hat mich noch, allerdings, aber ich gehe nicht mehr auf (oder unter) in ihm. Ich schwimme jetzt bewußt in seinen Wellen, damals war ich trunken von ihm." |
Prinz
Ludwig von Preußen Der Hohenzollern Prinz Louis Ferdinand fiel am 10. Oktober 1806 bei Saalfeld während den militärischen Auseinandersetzungen mit den napoleonischen Truppen. |
Der
Königsstuhl bei Rhense 1843 wurde bei Rhens/Rhein der 1803 zersörte Königsstuhl nach alten Plänen wieder neu errichtet. Fauler Wenzel |
Dorfgeschichten Diese Gedicht bezieht sich auf die 1840 erschienenen "Schwarzwälder Dorfgeschichten" von Berthold Auerbach (26.02.1812 - 08.02.1882) Auerbach, eigentl. Moyses Baruch, stammt aus einer verarmten, kinderreichen jüdischen Familie und sollte nach dem Besuch der Talmudschule in Hechingen Rabbiner werden (ab 1827 Besuch der Rabbinerschule in Karlsruhe). Er entscheidet sich dann doch zunächst für ein Jura- dann aber für ein Philosophiestudium. Als Radikalliberaler und Mitglied der verfolgten Burschenschaften wird er 1837 von der Münchener Universität verwiesen und zu einer zweimonatigen Haft auf dem Hohenasperg verurteilt. Der Erfolg seiner Dorfgeschichten ermöglichten ihm, seinen Unterhalt als freier Schriftsteller zu bestreiten. Freiligrath trat in enge Beziehungen zu Auerbach. Wie
sehr ihn dessen Dorfgeschichten beindruckten bestätigt
er selbst in einem Brief vom 18. Dezember 1843: "Ich
bin nun einmal, trotz der menschenfresserischen Gedichte
einer abgethanen Periode eine weiche Seele; Als ich deine
Blätter gelesen hatte, standen Thränen in meinen Augen.
..." Weiterhin teilt er mit: "Wir
lesen jetzt die Dorfgeschichten in einem wöchentlichen
Lesekränzchen, das wir mit dem hiesigen Landrath und
dessen Töchtern allwinterlich flechten. Ich wollte, du
hättest vor etlichen Abenden die Thränen sehen können,
welche die Mädchen um das Vevele vergossen." Im gleichen Schreiben schlägt Freiligrath Auerbach, der über Weihnachten nach Mainz kommen will, vor, einen Abstecher nach St. Goar zu machen. Dieser hat die Einladung auch angenommen, wie Freiligrath dies in einem Brief an Karl Buchner am 1. Januar 1844 bestätigt: "Auerbach war vorgestern auf einen Tag hier. Ein wackerer, tüchtiger Kerl doch, den ich mehr und mehr achten und lieben lerne." |
Robert Burns (1759
- 1796), schottischer Dichter Zu den Schwierigkeiten Freiligraths bezüglich dieses Gedichtes mit der Zensur siehe die Zensurberichte! Siehe dazu auch die Fassung von 1848! |
Ein Denkmal Am 25. April 1842 schreibt Freiligrath über dieses Gedicht an den Berichterstatter der "Kölnischen Zeitung", Karl Krah: "Ich trete darin in einem für mich neuen Felde auf, dem der Satire, und meine die Aufgabe gut gelöst zu haben." Es drückt schon eine Portion Stolz aus, wenn Freiligrath am 24. Juni d. J. in einem Brief an Levin Schücking nachfragt, ob er ein anderes Gedicht von im gelesen habe. Wörtlich schreibt er: "Es ist >Ein Denkmal< überschrieben und gegen die Entweihung der Ebernburg durch eine Spielbank gerichtet. Es hat 4 Wochen lang in Kreuznach und Bingen das Tagesgespräch gebildet, und die erfreuliche Folge ist, daß die Bank nicht zu Stande kommt. Eine Bank mit einem Liede gesprengt - wir sind doch dreiste Kerls, Levin!" |
Am
Baum der Menschheit drängt sich Blüth` an Blüthe siehe dazu den Zensurbericht. |
Ein Brief Freiligraths vom 11. Dezember 1848 macht deutlich, daß mit diesen Zeilen der Landrat Karl Heuberger gemeint ist. Dort heißt es: "Wir leben jetzt still u. zurückgezogen hier in Brüssel. Den Sommer waren wir im Taunus (unter neuen Bekanntschaften von damals nenne ich zumal Vamhagen v E), dann den Herbst zu Ostende, u. jetzt hier. Wie lange, das weiß Gott. Nach Preußen zurück kann ich nicht fürs Erste, trotz Deiner Anmerkung in Nr.331, die wahrscheinlich auf einer Mittheilung des Landraths beruht. Der ist in solchen Dingen nicht zuverlässig. Hat mir aber doch in aller Unschuld Stoff zu einem saubern Epigramm gegeben (Gl S.245 unten), was ihn jetzt maaßlos verdreußt." |
Der Schüler
Ancillon´s. Angesprochen ist der der preußische König Friedrich Wilhelm IV. Die großen Hoffnungen bei seiner Thronbesteigung auf seine liberalere Haltung wurde aber schnell durch die Ablehnung jedes Verfassungszugeständnisse enttäuscht. Sein Erzieher war Johann Peter Friedrich Ancillon, ein Theologe und Politiker (1832 preuß. Außenminister), der zu den überzeugtesten Anhänger der Ideen Metternichs gehörte. |
An
Hoffmann von Fallersleben. Dieses Gedicht wurde häufig so interpretiert, daß Freiligrath hiermit den entscheidenden Moment seines politischen Wandels vom spätromantoschen Dichter zum "Trompeter der Revolution" wiedergibt. Dieser Darstellung hat er aber immer wieder widersprochen. Bereits im Vorwort des "Glaubenbekenntniß" weist er sehr klar darauf hin. Dabei wehrt er sich auch energisch gegen die Behauptung, er sei durch den schlechten Einfluß von außen und besonders durch Hoffmann von Fallersleben auf diesen Abweg geführt worden. So schreibt er am 11. Dezember 1844 aus Brüssel an seinen Freund Levin Schücking: "Unangenehm hat mich in demselben (einem Beitrag Schückings in der Allgemeinen Zeitung, Nr. 331) nur berührt, daß auch Du meinen Schritt aeußeren Einflüssen beizumessen scheinst, daß Du von "Verleitung" sprichst u. dgl. - Wer mich so lange gekannt hat, wie Du, sollte billig wissen, daß, wenn irgend ein Mensch sich von innen heraus entwickelt hat, wenn irgend ein Mensch auf eigenen Füßen still seinen Weg vor sich hin gegangen ist, ich der bin! Eine Nacht im Riesen, die ich hernach unbefangen selbst dem Publikum vor Augen stelle, konnte mich nicht umwandeln! Eins der bösesten Gedichte des Bändchens, das Sonett S.278, war, wie Du Dich erinnern wirst (ich las es Dir noch in Marienberg vor) vor jener Nacht entstanden, in der Hoffmann beiläufig bloß Persönliches, die Geschichte seiner Absetzung u. seine Flucht aus Fallersleben, erzählte. Der Portraitmaler Becker aus Frankfurt war zugegen - von Proselytenmacherei war keine Rede. Ueberhaupt würde grade Hoffmann, dessen persönliche Liebenswürdigkeit ich schätze, dessen kleinliche Auffassung der Gegenstände aber mir längst zuwider ist, nicht im Stande gewesen sein, mich zu einer Demonstration zu veranlassen. Dazu haben mich zunächst die Landtagsabschiede vom Jan d. J. bewogen. Wer konnte bei solchem schamlosen Herauskehren des krassesten Absolutismus länger zusehen? Wenn ich mich influenziren ließe, warum hast denn Du, warum hat Geibel, warum der Büraukrat u. Landrath Heuberger nicht irgendwie einen entscheidenden Einfluß auf mich ausgeübt? Ihr seid allzusammen Narren! Was ich bin, bin ich durch mich selbst u. durch den König von Preußen. Der ist der ärgste Demagogenfabrikant. Aber da soll Alles p Trichter in mich hinein gegossen sein. Ich bin fest überzeugt, daß, wenn ich morgen nach Deutschland zurückkäme u. auf offener Straße irgend etwas thäte, was ich aus unabweislichem Drange, aus physischer Nothwendigkeit nicht lassen könnte, männiglich dazu krähen würde: "Da haben wir's! Das kommt von dem bösen Beispiel in Brüssel! Sehet da den verderblichen Einfluß von Manneken-Pis!" - Schlagend, mein' ich, sonst aber natürlich sans comparaison." |